Du kennst weder Namen noch Hintergrund deines Charakters, der als Künstler vorgestellt wird und sich immer mehr dem Wahnsinn hingibt. In einem fast schon Labyrinth-artigen Haus ist es das Ziel, sein Meisterwerk zu vollenden. Du wanderst also durch das gemütliche Haus, um die benötigten Materialien für die Fertigstellung zu besorgen. Dass das alles nur halb so lustig-fröhlich abläuft, wie es sich zuerst anhört, lässt sich bereits durch den Bezug zum, leider abgesagt, Silent Hills erahnen. Statt dem beliebten Spiel blind nachzueifern, verbindet Layers of Fear jedoch einzelne Aspekte von Silent Hills mit dem eigenen Stil und kreiert eine originelle und mehr als nur erdrückende Stimmung.
Das Studio behandelt also nicht direkt die Ursache des immer stärker werdenden Wahnsinns, sondern setzt den Fokus darauf, den Spieler in diese Welt zu ziehen. Und das funktioniert mehr als nur gut. Während man sich am Anfang des Spiels in einem normalen, schön eingerichteten Haus befindet, kippt die Stimmung in der nächsten halben Stunde bereits. Türen knallen zu, ein leises Flüstern macht sich auf den Kopfhörern bemerkbar. Ich gehe durch einen langen Flur, auf eine Tür zu. Nachdem ich feststelle, dass diese verschlossen ist, drehe ich mich um, um einen anderen Weg zu finden. Und plötzlich stehe ich in einem völlig anderen Raum.
Türen verschwinden hinter deinem Rücken, andere tauchen beim nächsten Kameraschwenk direkt vor der Nase auf. Nicht nur der Künstler gibt sich dem Wahnsinn hin, auch ich zweifle langsam an meinem (sowieso schon sehr eingestaubten) Gedächtnis. Hing das Gemälde schon die ganze Zeit da? Warte. Hat es mich gerade angestarrt?
Je mehr Zeit ich in Layers of Fear verbringe, umso mehr Angstschweiß sammelt sich auf meiner Stirn. Der nun klar erkennbare Wahnsinn droht den Künstler zu verschlingen und zieht ihn weiter in die immer düsterer werdenden Illusionen. Unterlegt mit klassischer Musik, erfährst du Stück für Stück mehr über das tragische Schicksal des Künstlers und immer weiter geht es in die dunkle Psyche des gebrochenen Mannes. Das Spiel stellt Horror dar, wie er sein sollte: unterschwellig, anfangs noch kaum wahrnehmbar, mit der Zeit jedoch immer weiter zunehmend. Es ist nicht einmal die Tatsache, dass mich eine verstörend zuckende, weinende Frau (die stark an Silent Hills‘ Lisa erinnert) verfolgt, die mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt. Es ist der wahre Horror, der Gedanke daran, wahnsinnig zu werden. War ich in diesem Raum bereits? War da nicht eben noch eine Tür?
Fazit
Layers of Fear schafft es, den Prozess des anschleichenden Wahnsinns gut einzufangen und für den Spieler umzusetzen. Anstelle von billigen Jumpscares und klischeebeladenen Monstern bekommst du etwas viel Schlimmeres: Den eigentlichen Ursprung des Wahnsinns, die Zerstörung des eigenen Verstandes.Anne
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